Selbst ist der Chef – und allwissend
Herr K. ist daran gewöhnt, selbst ins Lager zu gehen, selbst zum Kunden zu fahren und auch etwaige Reklamationen selbst abzuwickeln, wenn „seine“ Kunden anrufen und dringend etwas benötigen. Er hat die Firma aufgebaut und weiß daher natürlich am besten, wie alles gut funktioniert, denn er hat es über die Jahre persönlich erprobt.
Seine Arbeiter und Angestellten demgegenüber sind nach und nach dazugestoßen und mussten (von ihm) eingeschult werden. Sie sind daher gewohnt zu fragen, was, wann, wo und wie zu tun ist. Bei einem neuen Auftrag gibt Herr K. in altgewohnter Manier die Informationen, weil alles andere doch viel langsamer wäre, mündlich, kurz und mit den nötigsten Informationen an die zuständigen Arbeiter weiter.
Falls vor Ort bei der Montagearbeit etwas unklar ist, können sie ihn via Handy jederzeit anrufen. Hauptsache, sie sind wieder rasch beim Kunden/bei der Kundin. Weil Mitarbeiter keine Fehler machen wollen, klingelt beim Chef alle paar Minuten das Telefon. Aber auch die Arbeiter und Angestellten telefonieren fleißig miteinander, weil doch so vieles, das unklar ist, zu klären ist. Durch diese viele Abstimmung untereinander füllt sich (s)ein Arbeitstag sehr rasch. Einiges an verrechenbarer Arbeit bleibt dabei liegen.
Typische Ansinnen an den Chef
Die typischen Ansinnen an den Chef lauten etwa:
- „Wir haben das falsche Material mit. Können Sie jemanden organisieren, der die fehlenden Teile vorbeibringt?“
- „In der Bestellung gab es einen Ziffernsturz. Statt 21 wurden nur 12 Stück bestellt. Können Sie bitte bei der Herstellerfirma anrufen und Druck machen, dass die fehlenden Teile möglichst rasch direkt zu uns an die Baustelle geliefert werden?“
- „Auf dem Plan stimmt etwas nicht. Die Leitungen sind offensichtlich falsch eingezeichnet. Das bedeutet einen erheblichen Mehraufwand. Können Sie die Kosten dafür mit dem Kunden klären?“
- „Ich kann die Rechnung nicht fertigstellen, weil mir Franz wieder einmal nicht alle Baustellenberichte und Stundenaufstellungen gegeben hat. Können Sie einmal mit ihm reden, dass er das endlich macht?“
- „Uns ist da ein Fehler passiert. Die Kundin ist ziemlich verärgert. Können Sie mit ihr reden?“
- „Eigentlich hätten wir heute auf Baustelle A fahren sollen. Dort ist jedoch der Schranken zu und niemand zu erreichen. Was sollen wir jetzt tun?“
- „Hallo, Chef, unser Auto hat einen Kühlerschaden, wir stehen in xxx. Kann uns jemand holen kommen und dem Kunden xxx auf der nächsten Baustelle sagen, dass wir später kommen?“
- „Unsere Bohrmaschine ist hinüber. Kann uns jemand, der in der Nähe ist, eine zur Baustelle bringen oder sollen wir sie selbst holen?“
Spätestens jetzt stellt sich die Frage:
Wer in dieser Firma sind die Chefs
und wer ist hier das „Mädchen für alles“?
Die Kurzform:
- zu Beginn alleine
Chef = Chef - bei wenigen Mitarbeitern
Chef = Chef und Kollege - bei vielen Mitarbeitern:
Chef = Bediensteter der Mitarbeiter = Mädchen für ALLE/S